Frühjahrsbrief 2019
Liebe Imkerkolleginnen und Imkerkollegen,
liebe Kunden und Freunde unserer Zuchtgemeinschaft,
liebe nichtimkernde Weggefährten!
Vor kurzem hatte ich Gelegenheit, auf dem Oberlausitzer Bienentag zwei ausgewiesenen Bienenexperten zuzuhören. Einer von ihnen war der Zoologe Prof. Dr. R. Paxton von der Universität Halle. Seine Forschungsgruppe konzentriert ihre Arbeit auf Viren, vornehmlich auf das die Bienen betreffende Flügeldeformationsvirus (Deformed Wing Virus/DWV) Er stellte heraus, dass in erster Linie dieses Virus in Verbindung mit der Varroamilbe der Grund für die Völkerverluste ist. Dabei ist das DWV Genom B hochgradig krank-heitserregend, andere Viren spielen eine untergeordnete Rolle. Es ist derzeit nicht möglich, diese Viren direkt zu bekämpfen. Es bleibt uns Imkern nur der Weg der indirekten Bekämpfung über die Reduzierung der Milbenpopulation.
Bei der Vorstellung des Projektes: „Varroa-resistente Biene Sachsen“ listete der Referent anfangs die Palette aller zur Verfügung stehenden Maßnahmen der Milbenbekämpfung auf. Alle sind problembehaftet, sei es durch die Belastung der Bienen als auch durch die aufwendige Betriebstechnik. Folgerichtig will man in Sachsen den Weg der Züchtung einer varroaresistenten Biene einschlagen.
Der eigentliche Grund dafür, dass wir die lange Reise quer durch die Republik in die Oberlausitz eingeschlagen haben, bestand darin, um von Paul Jungels über den aktuellen Stand der Varroaresistenz-Züchtung informiert zu werden. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass er maßgeblich daran beteiligt war, die Buckfast-Biene in Europa „hoffähig“ zu machen. Weiter gilt er als Vorreiter auf dem Gebiet der Resistenzzucht. Er kann Ergebnisse aufweisen, die vor kurzer Zeit noch undenkbar waren.
Im Frühjahr 2013 war ich in Luxemburg und habe damals den Ausführungen des Amerikaners Bob Danka ent- nommen, dass die Chancen für eine praktische Umsetzung sehr gering seien. Mit dieser gedanklichen Konditionierung bin ich damals nach Hause gefahren. Paul Jungels hat diese Information zum Glück anders interpretiert. Ganz nebenbei sei erwähnt, dass er zweimal Gast in meinem Hause war. Er konnte damals kaum glauben, welche züchterischen Möglichkeiten wir allein über die Dichte und Vielzahl sicherer Belegstellen an der Nordsee haben.
Es ist in diesem Zusammenhang nicht möglich, den Inhalt seines Vortrages auf wenige Sätze zu reduzieren. Der Versuch, die Eckpunkte seiner Vorgehensweise herauszustellen, sei dennoch gewagt:
Ein- Drohn-Besamung: Sie verschafft nach seinen Ausführungen Klarheit. Die Eigenschaften eines Volkes mit nur einem Vater können besser und gezielter beurteilt werden. Wegen des relativ geringen Spermagehaltes in der Spermatheka der Königin, können die Völker nur in kleinen Einheiten (Mini Plus) gehalten werden. Diese Arbeitsweise in Kleinvölkchen wurde weiter entwickelt und dahingehend optimiert, dass diese Völkchen überwintert werden können und erst im Folgejahr geprüft werden. Durch die Ein-Drohn-Besamung (SDI) wird die Anzahl erforderlicher Versuche gegenüber einer Befruchtung mit Drohnen unterschiedlicher Herkunft deutlich reduziert.
Den in Minibeuten gehaltenen Völkchen werden 3 hellbraune Waben in die Mitte des Brutnestes gesetzt. Innerhalb von 36 Stunden sind diese einheitlich bestiftet und werden dann mit 120-150 Milben infiziert. 14 oder 24 Tage später wird die Brut ausgezählt. Die verdeckelte Brut wird Zelle um Zelle geöffnet und der Varroabefall erfasst. Erst durch diesen Test können positive VSH (Varroa Sensitive Hygiene) Erbanlagen erfasst werden.
Die Auslese auf VSH ist deutlich schwieriger als der übliche Hygienetest der verdeckelten Brut. Das Auszählen und Auswerten der Völker kann nur bei einem hohen Varroadruck, also alljährlich gegen Ende der Saison und mit einem hohen Zeitaufwand erfolgen. Auch auf Nachfrage wurde bestätigt, dass Bruthygiene und VSH nur bedingt miteinander korrelieren.
In unserer Imkerei kann ebensowenig wie in der Buckfastzuchtgemeinschaft Friedrichskoog die oben geschilderte Arbeit von Paul Jungels geleistet werden. Dementsprechend sprechen wir bei unseren Buckfast-Königinnen auch nicht von VSH-Königinnen. Auch wenn die Eltern durch die oben beschriebene Überprüfung VSH-Erbanlagen aufweisen, müssen die Töchter es nicht zwingend haben. Jede andere Behauptung wäre unseriös und gegenüber allen Beteiligten, die sich an der Züchtung von VSH Erbanlagen beteiligen, unfair.
Wir werden dennoch den Hygienetest auch weiterhin durchführen. Gleichzeitig wird zukünftig teilweise von Königinnen nachgezogen, die überprüfte VSH-Eigenschaften besitzen. So ist die diesjährige Drohnenmutter auf der Belegstelle Friedrichskoog im Jahre 2015 letztmalig behandelt worden. Es ist davon auszugehen, dass sie mit der Milbe fertig wird. Wir gehen den Weg: Die Königinnen ohne jegliche Behandlung älter werden zu lassen und den natürlichen Milbenfall auszuwerten.
Gleichzeitig werden wir die bewährten Buckfasteigenschaften im Auge behalten. Diese Biene hat mich über Jahre begleitet. Ich möchte sie nicht missen und ohne sie wäre ich heute wahrscheinlich kein Imker mehr. Möge uns der Spagat gelingen, mit einer Biene zu arbeiten, die hohe Honigerträge bringt, schwarmträge und sanftmütig ist und parallel dazu mit der Milbe fertig wird. Sie wird von uns nicht als VSH Königin deklariert. In dieses hohe Ziel werden wir in den nächsten Jahren alle unsere imkerliche Kraft legen. Wir sind zuversichtlich, dass es uns gelingt.
Unseren Linien im Jahr 2019:
Drohnenmutter (Belegsstelle Friedrichskoog)
B15 (LE) = .16 – GR 65(LE) mrk B59 (MKN)
.15.- B103(IC) ilv mrk GR53(MKK)
Die Beschreibung der B15 erfolgt in Kürze auf der im Aufbau befindlichen Website der Landbelegstelle Friedrichskoog. Sie wird seit nunmehr ca. 1.100 Tagen mit der Milbe fertig und weist allein durch die viermalige Anpaarung auf Belegstellen alle gewünschten Buckfast-Eigenschaften auf. In diesen Tagen haben wir alle unsere potentiellen Drohnen-völker einem Hygiene-Test mit Kältespray unterzogen. Lediglich 3 von 52 Völkern lagen im Ausräumverhalten unter 85 %.
Zuchtmütter 2019
B69 (BZF) = .17-B92(DB) frkg144(HS)
B52 (BZF) = .17-B92(DB) frkg144(HS)
B71 (BZF) = .17-B92(DB) frkg144(HS)
Wie in den vergangenen Jahren haben wir von den ca. 35 noch vorhandenen letztjährigen Drohnenvölkern in diesen Tagen 3 selektiert und werden davon umlarven.
Und primär an dieser Stelle liegt meine Arbeit auch als Züchter und als Vermehrer. Es ist eine durchgezüchtete Biene, die allen Kriterien einer Buckfast-Biene entspricht und in unserem Frühjahrsbrief 2018 detailliert beschrieben wurde. Von diesen Zuchtmüttern können Sie wie gewohnt standbegattete Wirtschaftsköniginnen, belegstellenbegatte Königinnen und selektierte Königinnen beziehen. Die Preise für die Wirtschaftsköniginnen konnten wir auf dem Vorjahresniveau belassen. Aufgrund der deutlich gestiegenen Kosten des Belegstellenbetriebes haben wir die Preise für die auf der Belegstelle Friedrichskoog begatteten Königinnen etwas angehoben.
Darüber hinaus werden wir, in einem begrenzten Umfang, Töchter von Zuchtmüttern mit einem ausgeprägten Hygieneverhalten anbieten, welche auch gleichzeitig mit der Milbe fertig werden. Vornehmlich werden es Nachzuchten von Jos und Annette Guth und von Detlev Biel sein, die auf der Belegstelle Friedrichskoog angepaart werden. Die entsprechenden Pedigrees werden wir den jeweiligen Königinnen beifügen. Das große Interesse und die hohe Anzahl an Bestellungen für die Hygiene-Königinnen zeigt, dass viele Imker ähnlich denken und mit uns diesen Weg beschreiten wollen. Diese züchterische Arbeit wird parallel zur gewohnten Zucht durchgeführt. Im Herbst- brief 2018 und auf der im Aufbau befindlichen Webseite der Belegstelle Friedrichskoog (www.buckfast-belegstelle-friedrichskoog.de) werden die begrifflichen Grundlagen und die geplante Vorgehensweise der Zuchtgemeinschaft bei der Erstellung von Bienen mit Hygieneverhalten bzw. mit VSH-Eigenschaften beschrieben.
Bestellen können Sie ab sofort wie immer auf unserer Homepage www.buckfast-zucht.de, die wir in diesen Tagen „nebenbei“ auch noch komplett erneuern, oder mit angehängtem Bestellformular. Dort finden Sie auch die neuen Preise und Versandtermine. Erster Versandtermin für Wirtschaftsköniginnen ist der 11.06.2019, für im Friedrichskoog begattete Königinnen beginnen wir mit dem Versand etwas später. Und bereits mit der Bestellung teilen wir Ihnen das Versanddatum mit, damit Sie entsprechend planen können.
Bewährt hat sich im letzten Jahr, dass wir innerhalb Deutschlands ausschließlich per dhl-Express verschicken. Und auch der Versand ins Ausland mit einem RFID-Responder hat in den meisten Ländern schon ganz gut geklappt. Da die Expresscarrier keine Bienen in ihren Fliegern befördern, haben wir dazu auch keine Alternative. Angesichts der immens hohen Nachfrage empfehlen wir, bei Bedarf zeitnah zu bestellen.
Bitte machen Sie bei Nachfragen primär von der E-Mail Gebrauch. Unsere Belastung steigt jetzt sprunghaft an, so dass wir telefonisch kaum erreichbar sind. Von Mo.-Sa., 17.00 – 19.00 Uhr versuchen wir, für Sie erreichbar zu sein. Auf E-Mails können wir in der Regel aber noch am selben Tag reagieren!
Möge uns ein gutes Bienenjahr beschieden sein, mögen wir eine glückliche imkerliche Hand haben und möge über uns und unseren Bienen ein guter Stern stehen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen Erfolg und vor allen Dingen persönliche Sinnerfüllung im Umgang mit Ihren Schützlingen.
Herzlichst
Ihr Peter Stöfen
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