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Herbstbrief 2016

<b>Imkermeister Dr. Peter Stöfen
Herbstbrief 2016 / Belegstellenbericht</b>

Herbstbrief 2016
Liebe Imkerkolleginnen und Imkerkollegen, liebe Freunde unserer Zuchtgemeinschaft!
Liebe nichtimkernde Weggefährten!

Die in der Mitte dieser Seite stehenden Gedanken Rainer Maria Rilkes waren und sind immer noch nicht einfach für mich zu verstehen. An der Radbühne im badischen Breisach haben sie mich in diesem Herbst nach vielen Jahren wieder eingeholt. Lange habe ich davor gestanden, sie mehrere Male gelesen und ich hoffe, heute ein wenig mehr von dem zu verstehen, was R.M. Rilke uns sagen wollte: doch wohl in erster Linie, dass nicht alles im Leben planbar ist und uns Vieles im Sinne dieser Zeilen zugeworfen wird. Für die Bienen und mich kann das nur bedeuten: Ingenieurmäßiges Denken, Masterpläne, zielgerichtetes Denken etc. sind zu einem Großteil „Selbstgeworfnes“ und in einer Gesamtbilanz ein fraglicher Gewinn. Gerade wir Imker müssen neben aller Tüchtigkeit einsehen, dass wir nicht alles unserem Willen unterwerfen können und lernen, das uns „Zugeworfene“ zu fangen und dafür dankbar zu sein.

Diese Erkenntnis schien schon länger in mir zu sein. Die Zeit war reif, mit einer anderen gedanklichen Struktur die Saison zu beginnen. Zwar hatte ich Anfang des Jahres schon eine grobe Übersicht im Kopf wie es laufen könnte, andererseits sollten mich keine starren Vorgehensweisen einengen. Man soll im Hier und Jetzt leben, darin sind sich das Christentum – vor allen Dingen die katholische klösterliche Tradition – der Buddhismus, im Wesentlichen alle großen Lehrer der Menschheit einig. In diesem Sinne habe ich versucht, mich in unsere Zuchtgemeinschaft einzubringen. Immer unter der Annahme, dass letztlich nichts zu erzwingen ist. Alles hat sich den Bedürfnissen der Bienen zu unterwerfen, um mit ihnen eine „win-win-Situation“ zu erreichen. Wie sagt Anselm Grün immer wieder: Wertschöpfung entsteht durch Wertschätzung – Gelassenheit, Achtsamkeit und konzentrierte Arbeit sind gefragt. Alles andere wäre kontraproduktiv und nicht zielführend. Von vornherein war mir klar, dass mir damit ein Sommer mit einer 14-stündigen sieben Tage Woche bevorstand. Es hat sich gelohnt. Mir wurde ein in der Gesamtbilanz gutes und harmonisches Bienenjahr „zugeworfen.“

Wie oft habe ich in der Vergangenheit die bevorstehende Saison bis ins Detail durchgeplant und genauso oft ist es dann regelmäßig anders gekommen: Die Milbe, das Wetter, Probleme mit Mitarbeitern, der plötzliche Verlust von Königinnen, das nicht berechenbare Belegstellenumfeld, um nur einiges zu erwähnen. Der Umgang mit Bienen wird immer in einem hohen Maß von spontanen Entscheidungen geprägt sein. Das ist letztlich auch gut so und macht das Imkern einzigartig und faszi-nierend. Nur, jeder Imker trifft diese Entscheidungen zumindest in Nuancen anders. Vieles ist und bleibt für mein Verständnis immer noch Gefühlssache und ist schwer in exakte Arbeitsanweisungen zu fassen. Leider verfüge ich nicht über die Fähigkeit, viel weniger noch über die Geduld, die meisten Bauchentscheidungen meinen Mitarbeitern nachvollziehbar zu vermitteln.

In der Folge habe ich für mich eine Liste von Aufgaben erstellt, die unbedingt meine Präsenz erfordern. Letztlich sind für mein Verständnis nur wenige Arbeiten in der Königinnenzucht komplett an Mitarbeiter delegierbar. Wo immer es geht wird mir jedoch zugearbeitet. Das habe ich mir im Übrigen weltweit in vielen Groß-imkereien abgeschaut. Für mich hat es den unschätzbaren Vorteil, mich aufmerksam den Bienen zuwenden zu können und nicht ständig etwas erklären zu müssen, worunter die Konzentration und letztlich die Bienen leiden.

Für das entgegengebrachte Vertrauen möchte ich mich im Namen unseres Teams, vor allen Dingen natürlich von Ihrem Ansprechpartner, Jens, aufrichtig bedanken. Wir hoffen sehr, dass Sie mit unseren Königinnen und mit unserem Service zufrieden waren, und dass wir die vielen Sonderwünsche nach unseren Kräften berücksichtigen konnten!
Unsere Zuchtgemeinschaft mit Detlev und Diana Biel, Friederike Brondke, Peter Arndt mit seiner tüchtigen Gefährtin Birgit Harms und Giovanni Carbonetti, ist noch weiter zusammengewachsen. Unsere Arbeit wird von einem gemeinsamen Ziel geprägt. Wenn es sein muss, nimmt sich daher jeder ein wenig zurück. Dieser Teamgeist, der Glaube an unser Können und die damit eingekehrte Ruhe waren die Grundlage dafür, dass wir in unserem gewiss nicht einfachen Geschäft häufig über unsere Kräfte hinauswachsen konnten.
Wir brauchten letzte Saison trotz großer Nachfrage nur ein einziges Mal einen Versandtermin zu schie-ben, da uns heftige Regenfälle das Absammeln auf der Belegstelle schier unmöglich machten. Wir hat-ten zu keinem Zeitpunkt zu wenig oder, was zum Glück noch nie der Fall war, zu viele Königinnen. Die artgerechte Produktion der Tiere in Einklang mit der Nachfrage zu bringen und den Versand entspre-chend weit im Voraus zu planen, erfordert ein gewisses Maß an Fingerspitzengefühl und Intuition, aber auch das scheinen wir im Laufe der Jahre gelernt zu haben. Auch haben wir es gelernt, die logistischen Herausforderungen nahezu perfekt umzusetzen.

Das war ein langer Prozess, aber heute wissen wir ziemlich gut, in welchen Ländern auf welchen Dienstleister Verlass ist. Verbunden damit ist höchste Konzentration beim Versand und eine gegenseitige 2-fache Kontrolle. Bis auf eine bedauernswerte Ausnahme haben wir keine Sendung „versenkt“! Selbst in einem Irrläufer nach Frankreich sind die Königinnen nach 3 Wochen (!) wohlbehalten angekommen und allesamt in Eiablage gegangen. So ist nun nach einigen leidvollen Erfahrungen der Vergangenheit der sichere und kalkulierbare Versand eine entscheidende Voraussetzung, dass weiterhin Königinnen auf die Reise gebracht werden!
Gerade in den logistisch schwierigen mediterranen Ländern scheinen unsere Königinnen Außergewöhnliches zu leisten. Uns erreicht viel Zuspruch von Großim-kereien, vornehmlich aus Griechenland, Frankreich, Italien und Spanien. Sie berichten einhellig von Ertragssteigerungen verbunden mit einer reduzierten Schwarmneigung – ein Mosaikstein, ihre Imkereien wirtschaftlicher zu gestalten. Darüber freuen wir uns sehr!

Nachdem ich unseren „Blaulicht-Peter“ im Frühjahrsbrief vorgestellt habe, ist es an der Zeit einen weiteren „Eckpfeiler“ unserer Zuchtgemeinschaft vorzustellen: Giovanni Carbonetti stammt aus den italienischen Abruzzen, wo er in seiner Jugend wahrscheinlich noch Wölfen nachgestellt hat. Inzwischen ist er bei uns in Holstein angekommen und verwurzelt. Eine ausgesprochene „Type“, welche wie die meisten von uns Imkern in keine Schublade passt, ausgestattet mit menschlichen Attributen, die unter deutschen Imkern nicht unbedingt üblich sind. Ihm wurde die Königinnenzucht in Italien in die Wiege gelegt, denn in der Familie wird seit 4 Generationen mit einer hohen dreistelli-gen Völkerzahl geimkert. Trotz einer erheblichen beruflichen Belastung versteht auch er es, Königinnen von einer exzellenten Qualität zu produzieren. Seine Königinnen überwintert er standardisiert erfolgreich in Kieler Begattungseinheiten. Damit hat er einen eigenen Vermehrungskreislauf geschaffen. An diesem Versuch sind viele Imker gescheitert und wie ich auf die größeren Mini-Plus Zargen umgestiegen. Sein Geheimnis scheint in den relativ vielen Aufsätzen zu liegen, dem vielen Bienenfleisch und den vielen kleinen kontinuierlichen Futtergaben. Diese Art der Fütterung ist zeitaufwendig und bedarf einer besonderen Erfahrung. Mitten in der Saison müssen wir allerdings notgedrungen für eine Woche auf seine Dienste verzichten. Dann ist er beim WACKEN OPEN AIR (WOA) in der Security tätig und gilt als „beinhart“ und unbestechlich. Was er da sonst noch macht, entzieht sich unserer Kenntnis, denn anschließend ist er für eine weitere Woche rekonvaleszent. Es sei ihm gegönnt! Ab Ende Oktober legt er dann langsam den Stockmeißel aus der Hand und schießt dafür Böcke – in aller Regel vierbeinige!

Von meinem kleinen grauen Ferguson-Trecker ist noch zu berichten! Er ist genauso alt wie ich und eigentlich hätte ich ihn schon als Jugendlicher gerne auf unserem Hof gehabt. Aber mein Vater war der Meinung, auf einen deutschen Bauernhof gehört ein deutscher Trecker. Vor zwei Jahren stand „Jonny“ dann in Schweden an der Straße und er musste einfach mit. Spät habe ich doch noch meinen Willen bekommen ;-). Sein Zustand war allerdings erbärmlich und wir haben unendlich lange an ihm gewerkelt, bis ihm wieder Leben eingehaucht wurde und aus ihm dieses Schmuckstück geworden ist. Von Anfang an sollte er nicht unnütz in der Ecke stehen, sondern uns u.a. beim Grasmähen auf der Belegstelle zur Hand gehen.
Doch es sollte anders kommen. Frei nach W. Busch: Überraschung findet stets dort statt, wo man`s nicht erwartet hat!: Der gute Jonny hat nur 4 Vorwärtsgänge und selbst der 1. Gang erwies sich als viel zu schnell, um mit ihm irgendeine Mäharbeit zu verrichten. Das kann man nun wirklich einen Bock ge-schossen nennen – BINGO! Seitdem gucke ich ihn verstohlen von der Seite an und es bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als zu verzeihen! Vielleicht bringe ich ihn irgendwann zu meiner Enkelin Nora auf eigener Achse in die Schweiz. Dann wird er in einer Art Racheakt wenigstens einmal in seinem wieder-geschenkten Leben arbeiten müssen.
„Der Spleen ist oft das Beste an einem Menschen“, sagt A. Schopenhauer, „-sein kreativster Teil, mit dem große Energien freigesetzt werden können, ein Stück Utopie zu verwirklichen.“ Na ja, der schlaue Kopf wird es wohl wissen und seine Worte dienen ein wenig meiner inneren Rechtfertigung in Bezug auf Jonny. In diesem positiven Sinne haben viele von uns Imkern einen Spleen. Danach dürfen wir den auch haben und wir sollten ihn hegen und pflegen. Das macht uns einzigartig!

Unsere Linien im Jahr 2017:
Wir werden uns zukünftig auf wenige Anpaarungen beschränken und aus dem engen und guten Netz-werk mit befreundeten Imkern unseren genetischen Pool bereichern. Wir verfügen in unserer Region über keine nennenswerte Sommertracht, sodass über dieses Selektionskriterium keine seriöse Aussage gemacht werden kann. Aus diesem Grund wird in unserem Betrieb nach dem Raps nur noch wenig Honig erzeugt, sodass ich mich einzig der Königinnenvermehrung und der Belegstelle widmen kann. Diese Arbeitsteilung ist in allen angelsächsischen Ländern üblich. Königinnenvermehrung und Honigerzeugung sind allein von der Arbeitswirtschaft Dinge, die schwer zu vereinbaren sind. Zukünftig werden wir in der Regel, wie unten beschrieben, von den diesjährigen Drohnenmüttern nachziehen – 2017 werden das wahrscheinlich die besten Töchter unserer diesjährigen Drohnenmutter B27(ABg) sein. Die Wahl wird schwer fallen, denn wir sind in der komfortablen Situation, uns unter mindestens 20 vielversprechenden Königinnen die Beste im Frühjahr aussuchen zu können und davon nachzuziehen. Aber letztlich wird darüber nach der Auswinterung im nächsten Frühjahr ent-schieden. Vielleicht wird von ganz anderen Zuchtmüttern umgelarvt. Wir haben genug interessante und vielversprechende Linien zur Auswahl.

Drohnenmutter 2017
Unsere Drohnenmutter für 2017 stammt aus Bayern und wurde von Stefan Holmer gezüchtet. Obwohl ich ihn noch nie gesehen habe, hat sich über die Jahre in vielen langen Telefonaten ein intensiver, freundschaftlicher Kontakt entwickelt. Seine Pedigrees sprechen für sich und für die Intensität seiner Zuchtarbeit. Er hat mit seinen Königinnen regelmäßig alle bedeutenden Belegstellen, unter anderem auch die beiden von Eugen Neuhauser, beschickt und verfügt allein deshalb über einen enormen Erfahrungsschatz in der Kombinationszucht. Seine B 144(HST) hat er mir im letzten Herbst überlassen und wir konnten in diesem Jahr genügend potentielle Drohnenmütter davon nachziehen.

B144(HST) =.14-B63(HST)hbgB101(CHP) : imq.13-B63(TR)hbgB235(PJ)
.12-B137(TR)balB72(TR) : .11-B55(TR) bal GR109(TR)

Die Abstammung ist allein aufgrund der dahinterstehenden Namen vielversprechend und gemäß unserer Philosophie absolut durchge-züchtet. Wir wollen mit unseren Drohnen nicht experimentieren, sondern streben eine Erhaltungszucht bestehender, bewährter Buckfast-linien an. Die züchterische Arbeit von Thomas Rüppel ist in diesem Zusammenhang einzigartig und bedarf eigentlich keiner besonderen Würdigung. Einer der ersten, der das erkannt hat, war Bruder ADAM. In der gleichen Liga bewegt sich auch Paul Jungels. Die Töchter seiner B235 sind mir immer noch in sehr guter Erinnerung, leider wurden sie mir durch eine Unachtsamkeit von der Milbe genommen, aber nun ist die Linie über diesen Umweg wieder zu uns zurückgekehrt. Welch eine glückliche Fügung!

Und, natürlich mein loyaler Imkerfreund Christian Peter! Wie oft hat er mit seiner Frau den langen Weg zu uns in den Friedrichskoog gefunden und uns durch sein Interesse bereichert. Jedes Mal hatten wir eine gute gemeinsame Zeit.
Auch sein Name steht für eine intensive Zuchtarbeit und züchterischen Instinkt. Ihm und seinen frän-kisch/bayerischen Freunden habe ich viel zu verdanken. Vielleicht wird Stefan Holmer seine B144 im Frühjahrsbrief selbst vorstellen. Zwingend notwendig ist das nicht! Soweit unsere Vorstellungen von der Saison 2017.

Lassen Sie mich wie immer mit Theodor Storm schließen:
…..
Und es leuchten Wald und Heide,
Das man sicher glauben mag,
Hinter allem Winterleide
Lieg` ein ferner Frühlingstag.

Rechtzeitig vor jenem fernen Frühlingstag werde ich mich dann wieder bei Ihnen melden.
Bis dahin wünsche ich Ihnen und Ihren Bienen alles Gute und Wohlergehen.

Ihnen allen eine gesegnete Adventszeit!
Herzlichst Ihr
Ihr Dr. Peter Stöfen

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